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Cecropias
überwuchern ein neu angeschwemmtes Stück Land oder eine Weide. Cecropias
sind schnell wachsende Weidholzbäume, zu ihnen gehören auch die Balsa-Bäume.
Ihre grossen Blätter ersticken fast alles darunter wachsende. Dann beginnt
die Entwicklung der edlen Urwaldbäume, die im Schatten der Cecropias gedeihen.
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Hier sind noch die grossen Blätter der Cecropias sichtbar, dazwischen
wachsen bereits kleine Primarios wie Palmen, Cedros und weitere Hartholzbäume. |
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Der
kleine, feinblättrige Cedro fino hat bald die Höhe der Cecropias erreicht.
Die Cecropias werden von Käfern von innen her geschwächt und
fallen dann um. Der Cedro fino wird weiter über die Höhe der Cecropias
hinaus wachsen.
Bild links: Ein voll entwickelter Ceibo. |
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Ein Secoya-Indianer
schlägt im
Sekundärurwald eine Schneise und
pflanzt kleine,
edle «Primarios» an. |
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Eine junge Morete-Palme. Sie wird später Früchte tragen, die Tiere anziehen.
Insgesamt kennt man im Amazonas 700 Palmenarten. |
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Ein
Ceibo, er wurde vor zwei Jahren gepflanzt. |
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Der
gleiche Ceibo. Als Schutz vor gefrässigen Tieren gibt es viele Stacheln am
Stamm. |
Dieser
Balsa-Baum ist ebenfalls nur zwei Jahre alt, aber als schnell wachsender Weichholz-Baum
schon viel höher als der Ceibo.
Der gleich Balsa wie oben, jedoch ein Jahr später. |
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Urwald ist nicht gleich Urwald. Nur bei einem Streifen von 5 Grad beidseitig des Äquators spricht man vom äquatorialen Urwald. Dieser Bereich ist wesentlich gemässigter als der daran angrenzende Tropenbereich. Mit zunehmendem Abstand vom Äquator nehmen die Schwankungen heiss/kühl und trocken/nass zu. Die Temperaturen in «unserem Urwald», direkt am Äquator, sind nicht extrem, nachts meistens um 23 Grad, tagsüber normalerweise zwischen 24 und 29 Grad. Der legendäre Regen: tatsächlich regnet es gelegentlich, aber kaum je einen ganzen Tag lang ununterbrochen. Meist gibt es einen starken Schauer, danach scheint wieder die Sonne.
Wie
wächst der Primärurwald?
Wir machten mehrere Experimente
mit Wiederaufforstung, «reforestation» wie es dort genannt wird.
Auch machten wir uns immer wieder zu Exkursionen
in den Urwald auf, um mit den Indianern zusammen Heilpflanzen zu entdecken.
Das
Folgende ist nicht wissenschaftlich, beruht jedoch auf praktischen und echten
Erfahrungen. Wir freuen uns jedoch ausserordentlich, wenn Wissenschaftler und
interessierte Laien ihre Erfahrungen mit uns teilen.
Ziel war es, jene
zwei kleineren Landstücke, die vor Jahren für Kaffeeanbau und Weiden
gebraucht wurden, wieder in Primärurwald umzuwandeln. Ein Fachmann des «Ministerio
del Medio Ambiente» (Umweltministerium) gab uns einige Ratschläge.
Wir experimentierten da und dort, aber erfolglos. Das Problem war auch nicht dringend,
da die weitere Umgebung ohnehin aus Primärurwald bestand.
Dann
machten wir erstaunliche Erfahrungen die Natur löst das Problem selbst
«Unser» Fluss, der nur zirka 80 m breit war, verbreiterte sich jedes
Jahr. Inzwischen ist er 160 m breit. Dies, weil es weiter oben am Ostabhang der
Anden (aber nicht bei «uns» in der Aramacao-Lodge unten) mehr regnet.
Der Fluss bringt gewaltige Mengen an Wasser er musste einfach breiter werden.
Zudem besteht der Boden des Urwaldes aus unterschiedlichen Schichten. Eine Schicht
ist lehmig, diese setzt dem Wasser relativ viel Widerstand entgegen. Die nächste
Schicht ist sandig, sie wird leicht abgetragen. So verschwand bei uns die Front
am Fluss, 50 Meter sandige Erde wurde entlang des Flusses weggespült. Einige
Jahre später wird der Fluss vielleicht wieder eine neue lehmige oder sandige
Schicht bringen, einen Hügel, eine Sandbank oder eine Insel. Stabil ist nichts.
Die
frühere Weide war innert drei Jahren von Cecropias (Moraceae) überwachsen.
Cecropias umfassen schnell wachsende Weichholz-Bäume, wie zum Beispiel Balsa-Bäume,
welche riesige Blätter haben. Die Blätter fallen hinunter und ersticken
das Gras und die alten Kaffeebäume. Hier half die Natur viel schneller als
erwartet. Ein Gang durch den Cecropia-Wald mit unserem Führer Juan und dem
Indianer Nelson zeigte Interessantes. Zwischen den Cecropias wuchsen bereits wieder
edle «Primarios»*, zwar noch klein, manche aber doch schon 6 m hoch.
Das Land hatte über Jahrzehnte Samen gespeichert und die Vögel hatten
mit ihrer Art Düngung das Ihre beigetragen. Der alte Reichtum des Urwaldes
startete von Neuem. Auf unserem Rundgang entdeckten wir Ceibos, Igeron, Morete,
Capirona, Bambus und viele weitere Bäume. Nun war es Zeit, die Cecropias
auszulichten, so dass die Primarios schneller wachsen konnten.
*) Primarios
sind im Wortschatz der Amazonas-Indianer alle edlen Bäume des Primärurwaldes,
das heisst Hart- und Weichholzbäume. Für die Bäume wähle ich
bewusst jene Namen, die im Amazonas verwendet werden.
Wussten Sie, dass zum Wachstum der Bäume Wind gehört?
Besonders interessant war für mich auch die Erklärung des Indianers,
dass bestimmte Bäume «ventilation» (= Wind) benötigen. «Primarios»
gedeihen unter Umständen nicht, selbst wenn sie genügend Licht haben,
bis man eine Schneise aus dem Wald so schneidet, dass Wind durch die Blätter
der «Primarios» weht.
Vor vier Jahren starteten wir ein Experiment
zusammen mit einem Secoya-Indianer, der bei uns als Führer arbeitet. Er schlug
vier Meter breite Schneisen in den Sekundärwald, der die frühere Kaffeeplantage
abgelöst hatte, und pflanzte einige «Primarios» wie Igeron,
Morete, Chonta, Cedro, Lauarel, Pambill, Ceibos und Soho an.
Dank der Schneisen
zwischen den hohen Bäumen ist es möglich, den Sonnenschein zu regulieren.
Am Anfang ist die Schneise nur drei Meter breit, die Jungbäume erhalten noch
wenig Sonnenschein. Später, wenn Sie grösser werden, wird man die Schneisen
verbreitern, weil die Jungbäume mehr Sonne vertragen, und nach drei bis fünf
Jahren wachsen sie ohnehin über den Sekundärwald hinaus.
Der SecoyaIndianer,
der in den Schneisen angepflanzt hatte, war erfolgreich. Die zarten Pflänzchen
waren innert zwei bis vier Jahren gewaltig gewachsen, einige waren sechs Meter
hoch, andere hatten sich zu 15 Meter hohen, dicken Urwaldbäumen entwickelt.
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